Trauerbegleitung und -beratung

Trauer ist eine natürliche Reaktion auf einen Verlust und betrifft jeden von uns im Laufe des Lebens. Es ist also – wie der Schmerz – eine universelle Erfahrung.

Das bedeutet, Trauer an sich ist nicht krankheitswertig und benötigt daher keine Behandlung im engeren Sinne.

Die Unterstützung von trauernden Angehörigen wird daher als Trauerbegleitung bezeichnet. „Begleitung“ bedeutet, einen Raum und eine Beziehung zu schaffen, in der Gefühle ausgedrückt werden können, Gedanken geteilt werden können, so wie sie eben gerade da sind.

Ist meine Trauer noch „in Ordnung“?

Gerade bei schweren Verlusten erlebe ich immer wieder, dass Menschen verunsichert sind, ob die Art ihres Trauerns noch „in Ordnung“ ist. Das Trauern ist ein ganz individueller Prozess. Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Es gibt verschiedene Modelle des Trauerprozesses, mit denen versucht wird, Trauer zu erklären. Aber auch ein Trauerprozess, der davon abweicht, muss deshalb nicht krankheitswertig sein.

Fest steht, Trauer verläuft nicht geradlinig. Es gibt im Prozess viele Schleifen, man kommt vielleicht zu Themen, die man schon abgeschlossen geglaubt hat. Bei einem schweren Verlust ist das sogenannte „Trauerjahr“ außerdem viel zu kurz gegriffen. Oft beginnt der Schmerz nach einem Jahr noch einmal intensiver zu werden, bevor die Gefühle der Liebe mit der Zeit wieder mit weniger intensiver Trauer und Schmerz verbunden sein können.

Das Trauern beinhaltet außerdem die ganze Palette an möglichen Gefühlen, darunter auch Wut oder Schuldgefühle. Um die Verarbeitung des Erlebten nicht zu blockieren ist es wichtig diese Gefühle nicht aus Scham zu unterdrücken, sondern hinzusehen woher sie kommen, sie auszudrücken und damit zu arbeiten.

Mein Verständnis von Trauerbegleitung

Ich orientiere mich in meinem Verständnis von Trauer am hypnosystemischen Trauerverständnis nach Dipl.-Psych. Roland Kachler. Das Ziel ist hierbei nicht das Loslassen/ die Trennung. Vielmehr geht es einerseits um die Realisierung der Abwesenheit des Verstorbenen im Außen, während im Inneren die Beziehung neu gestaltet wird.  Auch wenn der/ die Verstorbene im Außen nicht mehr da ist, bleibt die Beziehung zu ihm aufrecht.

Welche Art von Trauer kann unterstützt werden?

Trauer bezieht sich außerdem auch auf den Verlust von Haustieren, Beziehungen, Lebenssituationen. Auch hier können sich Themen auftun, bei denen Unterstützung gut tun kann.

Der beratende Teil der Trauerbegleitung beschäftigt sich mit den ganz alltäglichen Fragen:

  • Wie mit der Wucht der Emotionen umgehen?
  • Wann sich aus dem Alltag zurückziehen und wo lieber in sozialen Kontakt oder Aktivität gehen?
  • Wie viel „Pause“ von der Trauer ist okay?
  • Wie viel Ablenkung tut gut?
  • Was braucht es an Auseinandersetzung?
  • Wie ist der Schlaf? Gibt es Schlafstörungen? Wie massiv sind diese? Welche Möglichkeiten des Umgangs und der Unterstützung gibt es hier?
  • Wenn andere Familienmitglieder mitbetroffen sind – wie mit ihnen umgehen oder sie unterstützen?
  • Wie sich anderen Menschen gegenüber positionieren, die vielleicht grenzüberschreitend agieren? U.v.m.

Es gibt hier nicht den einen richtigen Weg, genauso wie es nicht den einen gültigen Trauerprozess gibt. Es geht darum, Wege aufzuzeigen und den für einen persönlich richtigen zu wählen.

In manchen Fällen ist aber auch eine therapeutische Bearbeitung von Themen wichtig, beispielsweise, wenn der Tod des Verstorbenen traumatisierend gewesen ist. Dann kann eine psychologische Therapie des Traumas eine hilfreiche Ergänzung bei der Verarbeitung darstellen.

Es gibt auch komplizierte Trauerverläufe, bei denen der Schmerz in einem dauerhaft hohen Ausmaß über einen langen Zeitraum bestehen bleibt. Auch hier kann die therapeutische Arbeit an den zugrunde liegenden Themen hilfreich sein, beispielsweise wenn es über das Leben bereits viele und/ oder frühe Verlusterfahrungen gab oder auch etwas ganz anderes hinter dem Trauerverlauf steht.

Angebote der Caritas im Bereich der Trauerbegleitung finden Sie hier.

Artikel in DerStandard: Der Schock nach dem Tod der Eltern

Buchtipp:
Meine Liebe wird dich finden.
Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit.

Roland Kachler

In deiner Trauer getragen.
Trost finden in Zeiten des Abschieds.

Mechthild Schröter-Rupieper